Anne, 16 Jahre
Dialog
– Anne?
– Wat iss’n.
– Wie war es denn heute in der Schule?
– Beschissen! Wie immer.
– Warum be…?
– Weeß ick nich. Iss eben so.
– Was ist eben so?
– Na allet! Die Scheiß-Schule, die Scheiß-Lehrer. Allet!
– Aber sind denn wirklich a l l e Lehrer so schlecht?
– Klaro! Die sind doch nich cool, Mann!
– Bitte, ich bin eine Frau, wie du wohl siehst.
Wann ist denn ein Lehrer cool?
– Naja, wenna lustig iss. Es nich gleich so krumm nimmt, wenn
wa mal ausflippen. Und nich so kotzlangweilig iss.
– Aber gibt es denn gar kein Fach, das dich interessiert?
Das dir wenigstens ein bisschen Spaß macht?
– Nee, wüsste keens. Aber ick hab Kopfschmerzen. Ick leg mich jetzt hin.
– Ist irgendetwas mit deinen Freundinnen passiert?
Habt ihr euch verkracht?
– Nee, allet jut. Aber ick will mich jetzt…
– Wie geht es denn Jonathan? Vielleicht solltest du ihn mal wieder
zu uns einladen?
– Mutter, verschone mich! Erwähne nie wieder diesen Namen.
Der iss doch echt beknackt, der Typ.
– Vater und ich finden ihn sehr nett.
– Aba kein Mädchen aus unsrer Klasse würde mit dem gehn.
Mit einem, der so’n Nam’n hat und so’n Jesicht.
– Aber er sieht doch gut aus.
– Hach, ihr mit eurem Jeschmack aus der Urzeit der Beatles.
Der sieht doch nich’n bisschen cool aus.
– Aber er hilft dir doch in Mathe.
– Klar hilfta mir. Da freuta sich ja, dassa mir helfen darf.
Aba Mutter, du, ick will mich…
– Ich verstehe nicht, dass du dich so von Äußerlichkeiten beeinflussen lässt.
– Hast du nich ooch nur uff Langhaarije jestanden?
War det vielleicht nich äußerlich. Aber laß mich doch, ick will…
– Bist du krank?
– Nee, überhaupt nich. Ick hab nur Kopfschmerzen, ick will mich
hinlegen.
– Soll ich dir einen Tee machen?
– Nee, nee. Du sollst mich endlich in Ruhe lassen. Jetzt.
Für’n paar Stunden.
– Was heißt hier „in Ruhe lassen“, wie sprichst du eigentlich
mit mir?
– M u t t e r! Kannst du mal bitte nicht nerven? ICH will allein sein.
ICH will meine Ruhe haben. Ich habe Kopfschmerzen…
– Bitte. Warum sagst du nicht gleich, dass du nicht mit mir reden willst.
Ich hab‘ doch Verständnis dafür.
– N i c h t s verstehst du, Mutter. D u verstehst gar nichts.
© Sybille B. Lindt